Iwan Turgenjew
Burmistr – leibeigener Gutsvogt. Das Wort ist wohl deutscher oder holländischer Abstammung. (Anm. d. Ü.)
Etwa fünfzehn Werst von meinem Gut wohnt ein Bekannter von mir, ein junger Gutsbesitzer, der Gardeoffizier a. D. Arkadij Pawlytsch Pjenotschkin. Auf seiner Besitzung gibt es viel Wild, sein Haus ist nach dem Plan eines französischen Architekten errichtet, seine Leute sind englisch gekleidet, er gibt ausgezeichnete Diners und empfängt seine Gäste gastfreundlich, und doch fährt man nicht gern zu ihm hin. Er ist ein vernünftiger und solider Mensch, hat, wie es so geht, eine ausgezeichnete Erziehung genossen, hat gedient und sich in der höchsten Gesellschaft bewegt, und nun treibt er mit großem Erfolg Landwirtschaft. Arkadij Pawlytsch ist, um mit seinen eigenen Worten zu reden, streng, aber gerecht; er sorgt für das Wohl seiner Untertanen und straft sie nur zu ihrem eigenen Besten. »Man muß sie behandeln wie die Kinder«, pflegt er in solchen Fällen zu sagen. »Die Unbildung, mon cher; il faut prendre cela en considération.« Selbst im Fall einer sogenannten traurigen Notwendigkeit vermeidet er hastige und heftige Bewegungen und erhöht nicht gern den Ton seiner Stimme; er stößt vielmehr direkt mit der Faust und spricht dabei ruhig: »Ich habe dich ja gebeten, mein Lieber«, oder: »Was hast du, mein Freund? Besinne dich doch!« Dabei drückt er nur die Zähne aufeinander und verzieht den Mund. Er ist nicht groß gewachsen, elegant gebaut und recht hübsch; seine Hände und Nägel hält er sehr sauber; seine roten Lippen und Wangen atmen Gesundheit. Er lacht laut und sorglos und blinzelt freundlich mit seinen hellen braunen Augen. Er kleidet sich vorzüglich und geschmackvoll; er verschreibt sich französische Bücher, Bilder und Zeitungen, ist aber kein großer Freund vom Lesen: Nur mit Mühe ist er mit dem Ewigen Juden fertig geworden. Im Kartenspiel ist er Meister. Arkadij Pawlytsch gilt überhaupt als einer der gebildetsten Edelleute und eine der begehrenswertesten Partien in unserem Gouvernement; die Damen sind bezaubert von ihm und loben insbesondere seine Manieren. Er hat ein wunderbares Benehmen, ist vorsichtig wie eine Katze und ist während seines ganzen Lebens in keine einzige Geschichte verwickelt gewesen, obwohl er es bei Gelegenheit liebt, seine Meinung zu sagen und einen schüchternen Menschen zu verblüffen und zum Schweigen zu bringen. Schlechte Gesellschaft meidet er auf die entschiedenste Weise, da er fürchtet, sich irgendwie zu kompromittieren; dafür erklärt er sich oft in einer heiteren Stunde für einen Jünger Epikurs, obwohl er im allgemeinen über die Philosophie abfällig urteilt und sie eine neblige Nahrung deutscher Geister, manchmal auch einfach einen Unsinn nennt. Er liebt auch Musik und singt beim Kartenspiel durch die Zähne, aber mit Gefühl; er kennt einige Stellen aus der Lucia und aus der Somnambule, singt sie aber etwas zu hoch. Im Winter fährt er immer nach Petersburg. Sein Haus ist in einer wunderbaren Ordnung; selbst die Kutscher haben sich seinem Einfluß gefügt und putzen nicht nur alle Tage die Kumte und ihre Röcke, sondern waschen sich auch täglich ihre Gesichter. Die Leibeigenen Arkadij Pawlytschs blicken zwar etwas finster drein, aber bei uns in Rußland kann man einen mürrischen Menschen nur schwer von einem verschlafenen unterscheiden. Arkadij Pawlytsch spricht mit einer weichen, angenehmen Stimme, in Absätzen, und scheint jedes Wort mit Vergnügen durch seinen schönen, parfümierten Schnurrbart hindurchzulassen; er gebraucht auch viele französische Ausdrücke, wie: »Mais c’est impayable!« »Mais comment donc!« und so weiter. Trotz alledem besuche ich ihn nicht allzu gern, und wären nicht die Birk- und Rebhühner, so hätte ich wohl jeden Verkehr mit ihm abgebrochen. Eine seltsame Unruhe bemächtigt sich euer in seinem Haus; selbst der Komfort freut euch nicht, und wenn vor euch am Abend der Kammerdiener mit gekräuseltem Haar, in blauer Livree mit Wappenknöpfen, erscheint und euch mit knechtischer Dienstfertigkeit die Stiefel auszuziehen beginnt, fühlt ihr, daß, wenn statt dieses bleichen und ausgemergelten Menschen vor euch plötzlich die erstaunlich breiten Backenknochen und die unwahrscheinlich stumpfe Nase eines kräftigen jungen Bauernburschen erschiene, den der Herr soeben vom Pflug geholt hat, der aber schon Zeit gefunden hat, den ihm vor kurzem verliehenen Nankingrock an zehn Stellen zu zerreißen – ihr euch unsagbar freuen und euch gern der Gefahr aussetzen würdet, zugleich mit dem Stiefel auch das ganze Bein bis zum Gelenk zu verlieren . . .
Trotz meiner Abneigung gegen Arkadij Pawlytsch traf es sich einmal doch, daß ich bei ihm über Nacht bleiben mußte. Am nächsten Morgen ließ ich meinen Wagen anspannen, er wollte mich aber nicht ohne ein Frühstück nach englischer Manier fortlassen und führte mich in sein Kabinett. Mit dem Tee reichte man uns Koteletts, weiche Eier, Butter, Honig, Käse usw. Zwei Kammerdiener in sauberen weißen Handschuhen kamen rasch und stumm unseren geringsten Wünschen zuvor. Wir saßen auf einem persischen Diwan. Arkadij Pawlytsch trug eine weite, seidene Pluderhose, eine schwarze Samtjoppe, einen hübschen Fez mit blauer Quaste und gelbe, chinesische, hinten offene Pantoffeln. Er trank seinen Tee, lachte, betrachtete seine Fingernägel, rauchte, schob sich Kissen hinter den Rücken und fühlte sich überhaupt in der besten Laune. Nachdem er ausgiebig und mit sichtbarem Vergnügen gefrühstückt hatte, schenkte sich Arkadij Pawlytsch ein Glas Rotwein ein, führte es an die Lippen und runzelte plötzlich die Stirn.
»Warum ist der Wein nicht gewärmt?« fragte er ziemlich barsch einen der Kammerdiener.
Der Kammerdiener verlor die Fassung, blieb wie angewurzelt stehen und erbleichte.
»Ich habe dich gefragt, mein Bester!« fuhr Arkadij Pawlytsch ruhig fort, ohne ihn aus den Augen zu lassen.
Der unglückliche Kammerdiener trat von einem Fuß auf den anderen, drehte die Serviette in der Hand und versetzte kein Wort. Arkadij Pawlytsch senkte den Kopf und sah ihn nachdenklich mit krauser Stirn an.
»Pardon, mon cher«, versetzte er mit einem angenehmen Lächeln, mein Knie freundschaftlich mit der Hand berührend, und richtete dann den Blick wieder auf den Kammerdiener. »Nun, geh«, fügte er nach kurzem Schweigen hinzu. Dann zog er die Brauen hoch und schellte.
Ein dicker, brauner, schwarzhaariger Mann mit niedriger Stirn und im Fett verschwindenden Augen trat ins Zimmer.
»Wegen Fjodor . . . ist ein Befehl zu erteilen«, sagte Arkadij Pawlytsch halblaut mit vollkommener Selbstbeherrschung.
»Zu Befehl«, antwortete der Dicke und ging hinaus.
»Voilà, mon cher, les désagréments de la campagne«, bemerkte Arkadij Pawlytsch lustig. – »Wo wollen Sie denn hin? Bleiben Sie doch, sitzen Sie noch ein Weilchen da.«
»Nein«, antwortete ich, »ich muß fort.«
»Immer auf die Jagd! Ach, diese Jäger! Wo fahren Sie denn jetzt hin?«
»Vierzig Werst von hier, nach Rjabowo.«
»Nach Rjabowo? Ach, mein Gott, in diesem Fall fahre ich mit Ihnen. Rjabowo liegt nur fünf Werst von meinem Gut Schipilowka entfernt; in Schipilowka bin ich aber schon lange nicht gewesen, ich kam einfach nicht dazu . . . So trifft es sich ausgezeichnet: Heute können Sie in Rjabowo jagen und kommen am Abend zu mir. Ce sera charmant. Wir werden zusammen zum Abend essen – wir nehmen den Koch mit. Sie werden bei mir übernachten. Wunderschön! Ausgezeichnet!« fügte er hinzu, ohne erst meine Antwort abzuwarten. »C’est arrangé . . . He, wer ist da? Laßt uns den Wagen anspannen, aber schnell. Sind Sie noch nie in Schipilowka gewesen? Ich würde mich schämen, Ihnen vorzuschlagen, die Nacht im Hause meines Burmistrs zu verbringen, aber ich weiß, Sie sind nicht heikel, auch in Rjabowo müßten Sie in einem Heuschuppen übernachten . . . Also wir fahren!«
Und Arkadij Pawlytsch stimmte irgendein französisches Lied an.
»Sie wissen vielleicht nicht«, fuhr er fort, sich auf beiden Beinen wiegend, »meine Bauern sind dort auf Zins gesetzt. Konstitution, was soll man machen? Aber sie zahlen den Zins pünktlich. Ich hätte sie, offen gestanden, schon längst auf Frondienst gesetzt, aber ich habe zu wenig Land! Ich wundere mich auch so, wie sie auskommen. Übrigens, c’est leur affaire. Mein Burmistr ist ein tüchtiger Kerl, une forte tête, ein Staatsmann! Sie werden es sehen . . . Es trifft sich wirklich ausgezeichnet.«
Es war nichts zu machen. Statt um neun Uhr früh fuhren wir erst um zwei ab. Die Jäger werden meine Ungeduld begreifen. Arkadij Pawlytsch liebte es, wie er sich ausdrückte, sich bei Gelegenheit zu verwöhnen, und nahm eine solche Menge Wäsche, Vorräte, Kleider, Parfüms, Kissen und allerlei Necessaires mit, daß dieser Gottessegen manchem sparsamen und sich beherrschenden Deutschen wohl für ein Jahr gereicht haben würde. Sooft es bergab ging, hielt Arkadij Pawlytsch eine kurze, aber eindringliche Rede an seinen Kutscher, woraus ich ersehen konnte, daß mein Bekannter ein ordentlicher Hasenfuß war. Die Reise ging aber sehr glücklich vonstatten; nur auf einem vor kurzem ausgebesserten Brückchen stürzte der Wagen mit dem Koch um, und das Hinterrad drückte ihm den Magen ab.
Als Arkadij Pawlytsch den Sturz seines selbstgezogenen Carêmes sah, erschrak er ernstlich und ließ sich sogleich erkundigen, ob seine Hände ganz seien. Als er eine bejahende Antwort erhielt, beruhigte er sich sofort. So fuhren wir ziemlich lange; ich saß im gleichen Wagen mit Arkadij Pawlytsch und empfand gegen das Ende der Fahrt eine tödliche Langeweile, um so mehr, als mein Bekannter im Laufe der einigen Stunden am Ende seiner Weisheit war und zu liberalisieren anfing. Endlich kamen wir an, aber nicht in Rjabowo, sondern direkt in Schipilowka: So hatte es sich irgendwie gefügt. An diesem Tag konnte ich ohnehin nicht mehr jagen und ergab mich daher wohl oder übel in mein Schicksal.
Der Koch war einige Minuten vor uns angekommen und hatte offenbar schon verschiedene Anordnungen getroffen und die in Betracht kommenden Personen benachrichtigt, denn gleich an der Dorfgrenze empfing uns der Schulze (ein Sohn des Burmistrs), ein kräftiger, rothaariger Bauer von Klaftergröße, zu Pferde, ohne Mütze, mit einem neuen, vorne offenstehenden Kittel angetan. – »Wo ist denn Sofron?« fragte ihn Arkadij Pawlytsch. Der Schulze sprang schnell vom Pferd, verbeugte sich tief vor dem Herrn und sagte: »Guten Tag, Väterchen Arkadij Pawlytsch!« Dann hob er den Kopf, schüttelte sich und meldete, Sofron sei nach Perow gefahren, man habe aber schon nach ihm geschickt. – »Nun, komm mit uns«, sagte Arkadij Pawlytsch. Der Schulze führte sein Pferd aus Anstand auf die Seite, schwang sich hinauf und folgte, die Mütze in der Hand, in leichtem Trab unserem Wagen. Wir fuhren durchs Dorf. Wir begegneten einigen Bauern in leeren Wagen; sie kamen von der Dreschtenne und sangen Lieder, wobei sie mit dem ganzen Körper wackelten und mit den Beinen in der Luft zappelten; aber als sie unseren Wagen und den Schulzen sahen, verstummten sie plötzlich, zogen ihre Wintermützen ab (es war im Sommer) und erhoben sich, als warteten sie auf Befehle. Arkadij Pawlytsch grüßte sie gnädig. Durch das ganze Dorf verbreitete sich sichtlich eine Unruhe und Aufregung. Weiber in gewürfelten Röcken warfen Holzscheite nach den unverständigen und allzu eifrigen Hunden; ein lahmer Greis mit einem Bart, der dicht unter den Augen anfing, riß ein Pferd, das seinen Durst noch nicht gestillt hatte, vom Brunnen weg, schlug es ohne jeden Grund auf die Seite und machte erst dann seine Verbeugung; Jungen in langen Hemden rannten heulend in die Häuser, legten sich mit dem Bauch auf die Schwellen, ließen die Köpfe herabhängen, hoben die Beine in die Höhe und rollten auf diese Weise recht geschickt hinter die Tür in den dunklen Flur, aus dem sie nicht mehr zum Vorschein kamen. Zwei Hühner liefen in beschleunigtem Trab unter ein Tor; ein tapferer Hahn mit schwarzer Brust, die wie eine Atlasweste aussah, und einem roten Schwanz, der sich beinahe bis zum Kamm krümmte, blieb auf der Straße stehen und wollte sogar zu krähen anfangen, wurde aber plötzlich verlegen und lief gleichfalls davon. Das Haus des Burmistrs stand mitten in einem dichten, grünen Hanffelde. Wir hielten vor dem Tore. Herr Pjenotschkin erhob sich, warf sich malerisch den Mantel von den Schultern und stieg aus dem Wagen, freundliche Blicke um sich werfend. Die Frau des Burmistrs empfing uns mit tiefen Bücklingen und küßte dem Herrn die Hand. Arkadij Pawlytsch erlaubte ihr, sich satt zu küssen, und trat auf die Treppe. In einem dunklen Winkel des Flures stand die Frau des Schulzen und verneigte sich gleichfalls, wagte aber nicht, die Hand zu küssen. In der sogenannten kalten Stube, rechts vom Flur, machten sich schon zwei andere Weiber zu schaffen: Sie trugen von dort allerlei Plunder heraus, leere Zuber, wie Holz steife Schafspelze, Buttertöpfe, eine Wiege mit einem Haufen Lumpen und einem bunten Kind und fegten mit Badebesen den Kehricht aus. Arkadij Pawlytsch schickte sie hinaus und ließ sich auf der Bank unter den Heiligenbildern nieder. Die Kutscher fingen an, die Kasten, Schatullen und die übrigen Bequemlichkeiten hereinzutragen, wobei sie sich die größte Mühe gaben, den Lärm, den ihre schweren Stiefel machten, zu dämpfen.
Arkadij Pawlytsch fragte indessen den Schulzen nach der Ernte, nach der Saat und anderen Wirtschaftsangelegenheiten aus. Der Schulze gab befriedigende Antwort, sprach aber irgendwie matt und ungeschickt, als knöpfte er mit erfrorenen Fingern einen Kaftan zu. Er stand bei der Tür und sah sich fortwährend unruhig um, um dem schnellen, flinken Kammerdiener den Weg freizulassen. Hinter seinen mächtigen Schultern konnte ich sehen, wie die Frau des Burmistrs im Flur irgendein anderes Weib prügelte. Plötzlich polterte ein Wagen und hielt vor der Tür: Der Burmistr trat in die Stube.
Dieser Staatsmann, wie ihn Arkadij Pawlytsch nannte, war nicht groß von Wuchs, breitschultrig, grauhaarig und stämmig; er hatte eine rote Nase, kleine blaue Augen und einen fächerförmigen Vollbart. Bei dieser Gelegenheit wollen wir bemerken, daß es, seitdem Rußland besteht, noch keinen Fall gab, daß ein zum Reichtum gelangter Mensch nicht einen breiten Vollbart hätte; mancher trug sein Leben lang ein dünnes, keilförmiges Bärtchen, und plötzlich sieht man sein Gesicht wie von einem Heiligenschein eingefaßt – man wundert sich bloß, wo die Haare herkommen! Der Burmistr hatte in Perow wohl getrunken: Sein Gesicht war ordentlich aufgedunsen, auch roch er nach Schnaps.
»Ach, unser Väterchen, unser gnädigster Herr!« begann er singend und mit einem so andächtigen Ausdruck, als wollte er in Tränen ausbrechen. »Da sind Sie endlich gekommen . . .! Ihr Händchen, Väterchen, Ihr Händchen!« fügte er hinzu, die Lippen schon vorher zum Kusse spitzend.
Arkadij Pawlytsch erfüllte diesen Wunsch.
»Nun, Bruder Sofron, wie stehen deine Sachen?« fragte er freundlich.
»Ach, unser Väterchen!« rief Sofron. »Wie sollten unsere Sachen schlecht stehen? Sie, Väterchen, haben ja geruht, unser Dorf durch Ihren Besuch zu erleuchten, haben uns bis ans Ende unserer Tage glücklich gemacht. Gott sei Dank, Arkadij Pawlytsch, Gott sei Dank! Alles ist dank Ihrer Gnade in bester Ordnung.«
Hier machte Sofron eine Pause, sah seinen Herrn an und verlangte, wie unter einem neuen Ansturm von Gefühlen (auch der Rausch war mit im Spiel), zum zweitenmal nach dem Händchen; dann sang er noch schöner als vorhin: »Ach, Sie unser Vater, unser gnädigster Herr . . . und . . . was soll ich noch sagen! Bei Gott, ich bin vor Freude ganz närrisch geworden . . . Bei Gott, ich sehe und traue meinen Augen nicht . . . Ach, Sie unser Vater . . .!«
Arkadij Pawlytsch warf mir einen Blick zu, lächelte und fragte: »N’est-ce pas que c’est touchant?«
»Ja, Väterchen Arkadij Pawlytsch«, fuhr der unermüdliche Burmistr fort, »wie ist es nun? Sie haben mir solchen Kummer gemacht, Väterchen: Sie haben gar nicht geruht, mich von Ihrem Besuch zu benachrichtigen. Wo wollen Sie denn die Nacht zubringen? Hier ist es ja schmutzig und nicht gekehrt . . .«
»Es macht nichts, Sofron, es macht nichts«, antwortete Arkadij Pawlytsch mit einem Lächeln. »Hier ist es gut.«
»Aber, Väterchen, für wen ist es gut? Für unsereinen, für einen Bauern ist es gut; aber Sie . . . Ach, Väterchen, gnädigster Herr, ach, Väterchen . . .! Verzeihen Sie mir altem Narren, ich bin vor Freude, bei Gott, ganz närrisch geworden.«
Indessen brachte man uns das Abendbrot; Arkadij Pawlytsch begann zu speisen. Der Alte jagte seinen Sohn hinaus: »Du verdirbst hier nur die Luft.«
»Nun, Alter, hast du dich mit den Nachbarn wegen der Grenzen geeinigt?« fragte Herr Pjenotschkin, der sich sichtlich bemühte, den Ton der Bauernsprache zu treffen, und mir zublinzelte.
»Wir haben uns geeinigt, Väterchen, alles durch deine Gnade. Vorgestern haben wir das Papier unterschrieben. Die Chlynowschen machten anfangs Schwierigkeiten . . . sie machten Schwierigkeiten, Väterchen. Sie verlangten . . . sie verlangten . . . Gott weiß, was sie alles verlangten. Sie sind ja Narren, Väterchen, ganz dumme Menschen. Wir aber, Väterchen, haben durch deine Gnade unseren Dank bezeugt und Mikolai Mikolajitsch, den Schiedsrichter, zufriedengestellt; alles machten wir nach deinem Befehl, Väterchen; wie du uns zu befehlen geruhtest, so handelten wir; auch mit Wissen des Jegor Dmitritsch wurde alles gemacht.«
»Jegor hat es mir gemeldet«, bemerkte Arkadij Pawlytsch wichtig.
»Gewiß, Väterchen, gewiß – Jegor Dmitritsch.«
»Nun, seid ihr zufrieden?«
Sofron hatte nur darauf gewartet. »Ach, unser Väterchen, unser gnädigster Herr!« sang er von neuem. »Erbarmen Sie sich meiner . . . wir beten ja für Sie, Väterchen, Tag und Nacht zu Gott . . . Nur haben wir etwas zu wenig Land . . .«
Pjenotschkin unterbrach ihn. »Ist schon recht, ist schon recht, Sofron, ich weiß, du bist ein treuer Diener . . . Und wie ist der Ausdrusch?«
Sofron seufzte.
»Ach, Väterchen, der Ausdrusch ist nicht allzu gut. Erlauben Sie aber, Väterchen Arkadij Pawlytsch, Ihnen zu melden, was für eine Sache hier passiert ist.« Er näherte sich bei diesen Worten mit aufgeregten Handbewegungen Herrn Pjenotschkin, bückte sich und kniff ein Auge zusammen. »Man hat auf unserem Grund eine Leiche gefunden.«
»Wieso?«
»Ich kann es gar nicht begreifen, Väterchen; der Teufel hat wohl die Hand im Spiel gehabt. Zum Glück lag sie dicht an einer fremden Grenze; aber doch, offen gestanden, auf unserem Grund. Ich ließ sie sogleich, solange es noch ging, auf den fremden Keil schleppen, stellte Wachen auf und befahl unseren Leuten, den Mund zu halten. Dem Kreispolizisten meldete ich es aber für jeden Fall: Solche Dinge geschehen halt, sagte ich ihm; ich traktierte ihn auch mit Tee und erwies ihm auch sonst meine Erkenntlichkeit . . . Und was glauben Sie, Väterchen? Die Sache blieb den Fremden auf dem Halse; so eine Leiche kostet aber der Gemeinde gleich zweihundert Rubel, nicht mehr und nicht weniger.«
Herr Pjenotschkin lachte viel über den schlauen Einfall seines Burmistrs und sagte mir einige Male, mit dem Kopf auf ihn weisend: »Quel gaillard, ah?«
Draußen war es indessen ganz dunkel geworden; Arkadij Pawlytsch ließ vom Tisch abräumen und Heu hereinbringen. Der Kammerdiener breitete Laken aus und verteilte die Kissen; wir legten uns nieder. Sofron entfernte sich, nachdem er Befehle für den folgenden Tag erhalten hatte. Arkadij Pawlytsch sprach vor dem Einschlafen noch etwas von den vorzüglichen Eigenschaften des russischen Bauern und bemerkte mir bei dieser Gelegenheit, daß seit der Amtseinsetzung Sofrons die Schipilowschen Bauern mit keinem Groschen im Rückstand seien . . . Der Nachtwächter klopfte auf sein Brett; ein Kind, das noch nicht vom Gefühl der nötigen Selbstlosigkeit durchdrungen war, schrie irgendwo im Hause . . . Wir schliefen ein.
Am nächsten Morgen standen wir ziemlich früh auf. Ich wollte schon nach Rjabowo fahren, aber Arkadij Pawlytsch äußerte den Wunsch, mir sein Gut zu zeigen, und bewog mich zu bleiben. Ich hatte auch selbst Lust, mich von den herrlichen Eigenschaften des ›Staatsmannes‹ Sofron zu überzeugen. Der Burmistr erschien. Er trug einen blauen Rock mit einem roten Gürtel. Er sprach viel weniger als gestern, sah aufmerksam und fest seinem Herrn in die Augen und gab vernünftige und zusammenhängende Antworten. Wir begaben uns mit ihm zur Dreschtenne. Sofrons Sohn, der klafterlange Schulze, allem Anschein nach ein höchst dummer Kerl, begleitete uns; ferner gesellte sich zu uns der Gemeindeschreiber Fedossejitsch, ein verabschiedeter Soldat mit riesigem Schnurrbart und einem sehr sonderbaren Gesichtsausdruck: Er sah aus, als hätte ihn vor vielen Jahren etwas in außergewöhnliches Erstaunen gesetzt, so daß er seitdem noch nicht zu sich gekommen wäre. Wir besichtigten die Tenne, die Riege, die Schuppen, die Scheunen, die Windmühle, den Viehhof, die Wintersaat, die Hanffelder; alles war tatsächlich in bester Ordnung; nur die trübseligen Gesichter der Bauern machten mich etwas stutzig. Sofron sorgte nicht nur für das Nützliche, sondern auch für das Angenehme: Er hatte alle Gräben mit Bachweiden bepflanzt, zwischen den Schobern auf der Tenne Wege angelegt und mit Sand bestreut, auf der Windmühle eine Windfahne in Gestalt eines Bären mit offenem Rachen und einer roten Zunge angebracht, an den Backsteinbau des Viehhofes eine Art griechischen Giebels angeklebt und darunter mit weißer Farbe hingeschrieben: ›Errichtet imdorfe Schipilowka imjahre tausend Acht hundert undfierzig. Dieser Fiehhof.‹ Arkadij Pawlytsch war ganz gerührt und begann mir auf französisch die Vorteile des Zinsstandes der Bauern auseinanderzusetzen, wobei er jedoch bemerkte, daß der Frondienst für die Gutsbesitzer vorteilhafter sei – aber alles könne man doch nicht haben . . .! Er fing an, dem Burmistr Ratschläge zu erteilen, wie die Kartoffeln zu pflanzen, wie das Viehfutter zuzubereiten sei und so weiter. Sofron hörte die Worte seines Herrn aufmerksam an, machte manchmal Einwände, titulierte aber Arkadij Pawlytsch weder Väterchen noch gnädigster Herr mehr und pochte immer darauf, daß sie zuwenig Land hätten und daß man welches hinzukaufen sollte.
»Nun, kauft welches dazu«, sagte Arkadij Pawlytsch, »auf meinen Namen, ich habe nichts dagegen.«
Sofron antwortete darauf nichts und strich sich nur den Bart.
»Jetzt sollten wir eigentlich in den Wald«, bemerkte Herr Pjenotschkin.
Man brachte uns sofort Reitpferde, und wir ritten in den Wald oder, wie man ihn bei uns nennt, Bannforst. In diesem Bannforst fanden wir eine furchtbare Wildnis, und Arkadij Pawlytsch lobte dafür Sofron und klopfte ihm auf die Schulter. In bezug auf das Forstwesen folgte Herr Pjenotschkin den russischen Anschauungen und erzählte mir bei dieser Gelegenheit einen, wie er ihn nannte, komischen Fall, wo ein Spaßvogel von einem Gutsbesitzer seinem Förster den halben Bart ausraufte, um ihm zu beweisen, daß der Wald nicht dichter wachse, wenn man ihn lichte . . . Aber in anderen Beziehungen waren weder Sofron noch Arkadij Pawlytsch gegen Neuerungen abgeneigt. Nach unserer Rückkehr ins Dorf führte uns der Burmistr zur Besichtigung der vor kurzem aus Moskau verschriebenen Getreideschwinge. Die Schwinge funktionierte wirklich gut, aber wenn Sofron gewußt hätte, welche Unannehmlichkeit ihn und seinen Herrn auf diesem letzten Gang erwartete, so wäre er wahrscheinlich mit uns zu Hause geblieben.
Es ereignete sich nämlich dieses. Als wir den Schuppen verließen, bot sich uns folgendes Schauspiel: Einige Schritte vor der Tür knieten neben einer schmutzigen Pfütze, in der sorglos drei Enten plätscherten, zwei Bauern: ein Greis von etwa sechzig Jahren und ein zwanzigjähriger Bursch, beide in geflickten Hemden, barfuß und mit Stricken umgürtet. Der Gemeindeschreiber Fedossejitsch bemühte sich um sie und hätte sie wohl überredet, sich zu entfernen, wenn wir noch etwas länger im Schuppen geblieben wären. Als er uns aber erblickte, richtete er sich auf und erstarrte. Gleich daneben stand der Schulze mit aufgerissenem Mund und geballten Fäusten, mit denen er nun nichts anzufangen wußte. Arkadij Pawlytsch runzelte die Stirne, biß sich auf die Lippen und ging auf die Bittsteller zu. Beide verneigten sich vor ihm schweigend bis zur Erde.
»Was wollt ihr? Worum bittet ihr?« fragte er mit strenger Stimme und ein wenig durch die Nase.
Die Bauern sahen einander an und versetzten kein Wort, sie kniffen nur die Augen wie vor der Sonne zusammen und atmeten schneller.
»Nun, was gibt’s?« fuhr Arkadij Pawlytsch fort und wandte sich sogleich an Sofron: »Aus welcher Familie sind sie?«
»Aus der Tobolejewschen«, antwortete langsam der Burmistr.
»Nun, was wollt ihr?« begann Herr Pjenotschkin von neuem. »Habt ihr keine Zungen? Sag, was willst du?« fügte er hinzu und wies mit dem Kopf auf den Alten. »Fürchte dich nicht, Dummkopf.«
Der Alte reckte seinen dunkelbraunen, runzligen Hals, öffnete schief die bläulichen Lippen, sprach mit heiserer Stimme: »Nimm dich unser an, Herr!« und berührte mit der Stirne den Boden. Der junge Bauer verbeugte sich gleichfalls. Arkadij Pawlytsch blickte mit Würde auf ihre Nacken, warf den Kopf zurück und spreizte die Beine.
»Was ist das? Über wen beschwerst du dich?«
»Erbarme dich, Herr! Laß uns aufatmen . . . Wir sind zu Tode gequält.« Der Alte sprach nur mit Mühe.
»Wer hat dich zu Tode gequält?«
»Sofron Jakowlewitsch, Väterchen.«
Arkadij Pawlytsch schwieg.
»Wie heißt du?«
»Antip, Väterchen.«
»Und wer ist der da?«
»Mein Sohn, Väterchen.«
Arkadij Pawlytsch schwieg wieder und bewegte seinen Schnurrbart.
»Nun, wodurch hat er dich zu Tode gequält?« fragte er, den Alten durch den Schnurrbart hindurch anblickend.
»Väterchen, er hat mich ganz zugrunde gerichtet. Zwei Söhne hat er außer der Reihe unter die Rekruten gesteckt, und nun will er mir den dritten nehmen. Gestern, Väterchen, hat er mir meine letzte Kuh weggeführt und meine Alte verprügelt – das hat seine Gnaden getan.« Er zeigte auf den Schulzen.
»Hm!« versetzte Arkadij Pawlytsch.
»Laßt nicht zu, daß er uns ganz zugrunde richtet, Ernährer!«
Herr Pjenotschkin runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?« fragte er den Burmistr halblaut mit unzufriedener Stimme.
»Er ist halt ein Trinker«, antwortete der Burmistr, indem er zum erstenmal das Wort ›halt‹ gebrauchte: »Ein arbeitsscheuer Mensch. Seit fünf Jahren ist er mit dem Zins im Rückstand.«
»Sofron Jakowlewitsch hat für mich die Rückstände bezahlt, Väterchen«, fuhr der Alte fort. »Es ist schon das fünfte Jahr, daß er sie bezahlt hat, aber dann machte er mich zu seinem Knecht, Väterchen, und . . .«
»Warum warst du aber im Rückstand?« fragte Herr Pjenotschkin streng.
Der Alte senkte den Kopf.
»Du liebst wohl zu trinken und in der Schenke zu sitzen?«
Der Alte öffnete den Mund.
»Ich kenne euch«, fuhr Arkadij Pawlytsch zornig fort, »ihr versteht nur zu saufen und auf dem Ofen zu liegen, ein guter Bauer muß aber für euch aufkommen.«
»Er ist auch frech«, fiel der Burmistr seinem Herrn in die Rede.
»Nun, das versteht sich von selbst. Es ist immer so, ich habe es schon mehr als einmal bemerkt. Das ganze Jahr ist er besoffen und grob und dann wälzt er sich zu meinen Füßen.«
»Väterchen Arkadij Pawlytsch«, begann der Alte in seiner Verzweiflung, »erbarme dich! Wann bin ich denn frech gewesen? Ich spreche wie vor dem Angesicht Gottes, es geht über meine Kraft. Sofron Jakowlewitsch mag mich nicht, warum er mich aber nicht mag, darüber ist Gott Richter! Er richtet mich ganz zugrunde . . . Meinen letzten Sohn, auch den . . .« In den gelben, runzligen Augen des Alten glänzten Tränen. »Erbarme dich, Herr, schütze mich . . .«
»Und nicht uns allein . . .«, fing der junge Bauer an.
Arkadij Pawlytsch fuhr plötzlich auf: »Wer hat dich gefragt? Wenn man dich nicht fragt, so sollst du schweigen. Was ist denn das? Halt’s Maul, sage ich dir! Halt’s Maul . . .! Ach, mein Gott! Das ist ja eine Revolte! Nein, Bruder, ich rate dir, nicht zu revoltieren . . . ich . . .« Arkadij Pawlytsch machte einen Schritt vorwärts, erinnerte sich dann wohl an meine Anwesenheit, wandte sich weg und steckte die Hände in die Taschen . . . »Je vous demande bien pardon, mon cher«, sagte er mit einem gezwungenen Lächeln und senkte merklich die Stimme. »C’est le mauvais côté de la médaille . . . Nun, ist schon gut, ist schon gut«, fuhr er fort, ohne die Bauern anzublicken: »Ich will Befehl geben . . . ist schon gut, geht.«
Die Bauern standen nicht auf.
»Ich hab’ euch ja gesagt . . . ist schon gut. Geht doch, ich werde Befehl geben, sage ich euch.«
Arkadij Pawlytsch wandte ihnen den Rücken zu. »Immer Unannehmlichkeiten«, sagte er zwischen den Zähnen und ging mit raschen Schritten ins Haus. Sofron folgte ihm. Der Gemeindeschreiber glotzte mit den Augen, als wäre er im Begriff, einen großen Sprung zu machen. Der Schulze verscheuchte die Enten aus der Pfütze. Die Bittsteller standen noch eine Weile auf dem gleichen Fleck, sahen dann einander an und schlichen, ohne sich umzuschauen, nach Hause.
Zwei Stunden später war ich schon in Rjabowo und bereit, mich mit Anpadist, einem mir bekannten Bauern, auf die Jagd zu begeben. Pjenotschkin hatte bis zu meiner Abreise auf Sofron geschmollt. Ich sprach mit Anpadist von den Schipilowschen Bauern und von Herrn Pjenotschkin und fragte ihn, ob er den dortigen Burmistr kenne.
»Den Sofron Jakowlewitsch . . .? Das glaube ich!«
»Was ist er für ein Mensch?«
»Er ist ein Hund und kein Mensch, einen solchen Hund findet man bis Kursk nicht wieder.«
»Wieso?«
»Schipilowka gehört ja doch nur auf dem Papier diesem, wie heißt er noch, Pjenkin; es gehört aber gar nicht ihm, sondern Sofron.«
»Wirklich?«
»Es gehört ihm wie ein eigenes Gut. Alle Bauern ringsherum sind bei ihm verschuldet; sie arbeiten für ihn wie die Knechte: Den einen schickt er mit einer Fuhre hierhin, den anderen dorthin . . . sie kommen bei ihm nie zur Ruhe.«
»Ich glaube, sie haben wenig Land?«
»Wenig Land? Bei den Chlynowschen allein hat er dreißig Desjatinen gepachtet und bei den unsrigen – hundertzwanzig; das sind schon gleich hundertfünfzig. Aber er handelt nicht nur mit dem Boden, er handelt auch mit Pferden, mit Vieh, mit Teer, mit Öl, mit Hanf und mit allem . . . Gescheit, furchtbar gescheit und reich ist die Bestie! Einen Fehler hat er nur: Er haut gleich drein. Er ist ein Tier und kein Mensch, wie ich gesagt habe: ein Hund, ein wahrer Hund.«
»Warum beschweren sie sich nicht über ihn?«
»Ach! Was kümmert es den Herrn! Rückstände gibt es nicht, also geht es ihn nichts an. Geh einmal hin«, fügte er nach kurzem Schweigen hinzu, »und beschwer dich! Nein, er wird dich . . . versuch es nur . . . Er wird dich gleich . . .«
Ich erinnerte mich an Antip und erzählte nun, was ich gesehen hatte.
»Nun«, versetzte Anpadist, »jetzt wird er ihn auffressen; er wird den Menschen mit Haut und Haar fressen. Der Schulze wird ihn totprügeln. So ein unglücklicher armer Teufel! Und wofür leidet er . . .? In einer Gemeindeversammlung hat er sich einmal mit dem Burmistr gestritten, er konnte es nicht länger aushalten . . . eine große Sache! Seitdem hat er angefangen, den Antip zu verfolgen. Jetzt wird er ihm ganz den Garaus machen. Er ist doch solch ein Hund, solch ein Hund, Gott verzeih’ mir die Sünde, er weiß, wen er anpackt. Alte Männer, die reicher sind und viele Söhne haben, die rührt er nicht an, der kahlköpfige Teufel, hier hat er aber freies Spiel! Antips Söhne hat er ja außer der Reihe unter die Rekruten gesteckt, der unbarmherzige Schuft, der Hund, Gott verzeih’ mir meine Sünde!«
Wir begaben uns auf die Jagd.
Salzbrunn in Schlesien, Juli 1847.