Wenn man in Gesellschaft Erfolg haben will, muß man auch verstehen, gute Witze zu erzählen. Ein junger Mann, der das kann, wird gern überall eingeladen.
Jeder Witzerzähler muß drei Grundregeln kennen:
- Der Witz muß kurz sein.
- Die Wiedergabe muß glänzend sein.
- Die Pointe muß unerwartet kommen.
Ein bekannter Herr erzählte seine Witze immer in folgender Weise:
»Hm . . . Ich werde Ihnen einen guten Witz erzählen. Ja. Das war in einem kleinen Industrieort. Das Städtchen war nicht groß, aber sehr belebt. Es liegt an den Ufern der Wolga und ist eine Umladestation, deshalb leben dort viele Kaufleute. In dieser Stadt gibt es viele Restaurants. Die Kaufleute gehen den ganzen Tag in diesen Restaurants aus und ein, wickeln dort ihre Geschäfte ab, trinken Tee und Wodka. Da kommt eines Tages in solch ein Restaurant, ich weiß nicht mehr, wie es heißt, ein betrunkener Kaufmann. Unweit von seinem Tisch steht auf dem Fenstersims ein Käfig mit einem Harzer Kanarienvogel. Das Vöglein singt, und der Kaufmann ist vom Gesang einfach entzückt. Sie wissen, daß die Kanarienvögel so schön singen, daß man ihnen zu Ehren sogar eine Gruppe von Inseln ›Kanarische Inseln‹ benannt hat. Der Kaufmann trinkt. Plötzlich ruft er den Kellner: ›Sie, Ober, was kostet der Vogel?‹ – ›dreihundert Rubel!‹ – ›Bringen Sie mir den Kanari in Butter gebacken!‹ Der Kellner weiß, daß der Kaufmann ein reicher Mann ist, er denkt, es sei eine Marotte von ihm. Er nimmt den Kanarienvogel, trägt ihn in die Küche, und nach einiger Zeit serviert er den Vogel, in Butter gebacken. Da sagt der Kaufmann: ›Den ganzen Vogel will ich nicht. Schneid mir ein Stück für drei Kopeken ab!‹ Es entsteht ein Skandal, der Kellner holt den Wachmann. Protokoll. Nach einiger Zeit wird der Kaufmann zum Richter vorgeladen und zu einer Geldstrafe verurteilt.«
So darf man es nicht machen. Man erzählt einen Witz ungefähr in der Art:
»Zederbaum, die ganze Stadt spricht, daß Kegelmann mit Ihrer Frau lebt.«
Der Mann: »Auch ein Glück . . . wenn ich wollte – könnt’ ich genau so mit ihr leben.«
Oder:
Zwei Juden kommen in Paris auf den Flugplatz, gehen auf den Piloten zu und fragen ihn: »Fliegen Sie nach London? Nehmen Sie uns mit!« Der Pilot schaut sie an und fragte sie: »Wer seid ihr?« – »Wir sind zwei Juden.« – »Juden nehme ich nicht mit. Wenn mir ein Unfall passiert, werden Sie schreien, mich am Rücken packen und dann . . .« – »Herr Pilot«, antworten die Juden, »wir werden nicht schreien.« – »Ich nehme euch mit, aber nur unter einer Bedingung: Ihr dürft kein Wort reden. Für jedes gesprochene Wort zahlt ihr Strafe: ein Pfund.« Die Juden nehmen im Aeroplan Platz und der Pilot fliegt nach London. Wie sie glücklich in London landen, kommt ein Jude auf den Piloten zu und fragt: »Darf ich jetzt reden? – Abrascha ist ins Wasser gefallen!«
Es gibt nichts Traurigeres als zerstreute Witzerzähler.
»Hm . . . ich werde Ihnen einen Witz erzählen. Das war im Jahre 1989 . . . nein, im Jahre 1900. Warten Sie, in welchem Jahre war es denn?«
»Das ist nicht so wichtig. Erzählen Sie den Witz!«
»Da lebte in einer Stadt ein Engländer, es war kein Engländer, es war ein Armenier . . . Er hieß . . . na, wie hieß er . . . Pardon, ich habe diesen Witz mit einem anderen verwechselt.«
Wenn man so einen Erzähler tötet, so wird man sicherlich vom Richter freigesprochen.
Es gibt auch Witzerzähler, die einen Witz beginnen, dann plötzlich steckenbleiben, erröten und sagen: »Pardon, das ist ein unanständiger Witz, und es sind Damen da.«
Schrecklich sind Leute, die einem zurufen:
»Erzählen Sie doch den Witz, den Sie vorige Woche erzählt haben!«
»Welchen Witz?«
»Na, den da . . . Ein Schuljunge bittet den Lehrer, ihn für den nächsten Tag zu beurlauben. ›Weshalb?‹ fragt der Lehrer. – ›Mein Papa hat gesagt, daß es morgen bei uns brennen wird.‹«
Wie kann man da noch einen Witz erzählen?!